Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) als Teil der Unternehmensstrategie zahlt sich aus – Qualifizierte Mitarbeiterinnen bleiben

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Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) als Teil der Unternehmensstrategie zahlt sich aus – Qualifizierte Mitarbeiterinnen bleiben

Zum Jahreswechsel liegen erste Analyse-Ergebnisse des EU-geförderten Strukturwandelprojekts SWOPS vor. Demnach gilt insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus dem Dienstleistungssektor mit einem hohen, meist branchenbedingten Frauenanteil: Arbeitgeber, die im internationalen Wettbewerb mithalten möchten und dabei auf Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) als Strategie zur Bindung ihrer qualifizierten und engagierten Beschäftigten setzen, punkten vor allem bei ihren Mitarbeiterinnen.

 

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Beispielhaft verdeutlichte dies ein Unternehmen aus der Personaldienst-leistungsbranche mit einem Frauenanteil von rund 80% in der operativen Leistungserbringung. Bereits die  Bestandsaufnahme im Beratungsprozess hat erkennen lassen, dass überwiegend persönliche Gründe eine Rolle spielen, wenn Mitarbeiterinnen das Unternehmen verlassen. Erste Hinweise und Vermutungen deuteten auf für Frauen ungünstige Arbeitsbedingungen und einen hohen Stresspegel hin. Dem Wunsch der Geschäftsleitung folgend, sind die Berater und Beraterinnen den Ursachen auf den Grund gegangen mit der Zielsetzung, eine solide Datenbasis und im Folgeschritt Maßnahmen zur Eindämmung der ungewollten Fluktuation zu erarbeiten. Zudem war der Krankenstand mit 8% zu hoch – eine weitere Ressource, die es zu heben galt.

 

Die Auswertung der Interviews zeigt eine Schere zwischen dem beruflichen Engagement einerseits und den persönlichen Aktivitäten zur Wiederherstellung des Energiepegels andererseits. Dementsprechend groß ist der Bedarf der überwiegend weiblichen Beschäftigten an Angeboten des Arbeitgebers zur Gesundheitsvorsorge.

 

Henrike von Platen, Präsidentin BPW Germany: „Das tradierte Rollenverständnis ist immer noch fest im Unbewussten verankert. Doppelbelastung oder Rabenmutter, was würden Sie wählen? Wir brauchen einen gesellschaftlichen Wandel und eine Änderung der Unternehmenskulturen die es uns ermöglicht unser Unterbewusstsein zu verändern. Hin zu neuen Rollen, hin zu Müttern in Führungspositionen und Männern am Kitaeingang als gelebte Normalität.“

 

Arbeitgebern, die sich für die Gesundheit ihrer Beschäftigten einsetzen, kommt das Finanzamt übrigens entgegen: Bis zu 500 Euro pro Person und Jahr kann ein Unternehmen lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei für BGM-Maßnahmen aufwenden, ohne dass es zur Anrechnung eines geldwerten Vorteils bei den Mitarbeitenden kommt.
In einem Unternehmen wurden gemeinsam mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die folgenden BGM-Maßnahmen entwickelt: Kooperation mit dem Fitness-Studio um die Ecke, ein Betriebsausflug in die Natur, Schulungen in verschiedenen Entspannungsmethoden, die Einrichtung eines Meditationsraums, Einführung eines „Gesundheitstages“, bei dem etwa Fitness- und Ernährungsberater einen Gesundheitscheck anbieten und über Präventionsmaßnahmen informieren. Indem die Geschäftsleitung die akuten Probleme vorwurfsfrei, i.S. einer Ursachenforschung aufgriff, signalisierte sie auch, dass ihr das Wohl ihrer Beschäftigten am Herzen liegt. BGM ist Motivation durch ehrlich gemeinte Anerkennung und Zuwendung.

 

Henrike von Platen, Präsidentin BPW Germany: „Zwischenzeitlich hat es sich bis in die Chefetagen herumgesprochen: Als Schlüssel für eine zukunftsorientierte Personalpolitik in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung bei wachsendem Rationalisierungsanspruch ist die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mindestens ebenso wichtig wie deren Kompetenzentwicklung. Aktuelle Erkenntnisse zum Thema liefert jetzt der BPW Club Berlin mit der Entwicklung einer strukturwandelorientierten Personalstrategie (SWOPS).“

 

Insgesamt 16 kleine und mittelständische Unternehmen aus Frankreich Österreich, Deutschland und Schweden hatten sich im Vorjahr um eine gezielte SWOPS-Beratung durch erfahrene Organisations- und Personalberater und Beraterinnen beworben. Die nun analysierten Beratungsergebnisse aus den Ländern zeigen: Auch im europäischen Vergleich steht Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bei den Unternehmen hoch im Kurs.

 

Cornelia F. Krämer, SWOPS-Projektmanagerin und 1. Vorsitzende des BPW Club Berlin: „Die ersten Erfolge können sich sehen lassen; Dank SWOPS sind nach nur einem Jahr Projektlaufzeit in einigen Unternehmen Mitarbeiterinnen in die zweite Führungsebene aufgestiegen. Ferner kristallisiert sich an konkreten Beratungsbeispielen heraus, dass dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement in Zeiten des Fachkräftemangels eine größere Bedeutung beigemessen werden sollte, als in der gegenwärtigen Praxis üblich. BGM als strategisches Instrument kann zur Profilschärfung des Betriebes, zu einem erhöhten Aufkommen an Initiativbewerbungen und zur Mitarbeiterbindung beitragen. Wer sich mit seinem Unternehmen identifiziert, bleibt dem Arbeitgeber länger treu. Die wirtschaftlichen Vorteile für das Unternehmen liegen auf der Hand.“

 
SWOPS wird im PROGRESS-Programm der Europäischen Union sowie in Co-Finanzierung durch den Berliner Senat für Arbeit, Integration und Frauen (SenAIF) und die Senatsverwaltung Östergotland (Schweden) gefördert und derzeit auf Initiative des BPW Club Berlin e.V. entwickelt.
Neben der Berliner RKW GmbH, die die inhaltliche Steuerung verantwortet, sind weitere internationale Partner beteiligt: Der europäische Arbeitgeber-zusammenschluss Centre Européen de Ressources des Groupements des Employeurs (CERGE), Poitiers, sowie auf regionaler Ebene das Centre de Ressources des Groupements d’Employeurs (CRGE), Poitou-Charentes, Frankreich; in Österreich, das 130 Unternehmen umfassende Cluster für nachhaltige Abfallwirtschaft aus der Steiermark ARGE.at sowie in Schweden das KMU-Netzwerk des Standortentwicklers Tillväxt Motala.