Freie Bahn für SWOPS
Berliner Senat für Arbeit, Integration und Frauen (SenAIF) gewährt SWOPS weitere Fördermittel – Berliner LIGAS GmbH unterstützt SWOPS
Mit dem ergänzenden Zuschuss durch den Berliner Senat (SenAIF) und einer großzügigen Spende durch die Berliner LIGAS GmbH sind die Eigenmittel des EUProjekts nun vollständig erbracht. Seit der außerordentlichen Vorstandssitzung des BPW Club Berlin am 8. Juli 2015 steht fest: Grünes Licht für die Fortsetzung von SWOPS. Zum einen hat sich der Berliner Senat für Arbeit, Integration und Frauen (SenAIF) bereiterklärt, SWOPS, bzw. den BPW Club Berlin weiter zu unterstützen. Zum anderen hat die LIGAS GmbH, ein innovativer Tischlereibetrieb aus Berlin, eine großzügige Spende zugesagt. Damit ist das selbstgesteckte und auch gegenüber unseren Mitgliedern kommunizierte Ziel erreicht und sogar übertroffen, die Eigenmittel-Lücke bis zur Projekt-Halbzeit im Sommer 2015 zu schließen. Zumal die inhaltlich spannende Phase gerade erst beginnt: die Beratungen, Feedback-Gespräche und Workshops in den Unternehmen, die zur Sensibilisierung der Unternehmensverantwortlichen und idealerweise auch schon zur Formulierung erster Veränderungs-Maßnahmen führen werden. In diesem Zusammenhang konnte auch eine Kooperation mit der Fundraising-Agentur von Dr. Elke Ahrens geschlossen werden, die Mitglied im BPW Club Stuttgart ist.
Dass wir mit dem gewählten Praxis-Ansatz genau richtig liegen, beweisen auch wieder die neuesten Studien und Forschungsergebnisse. Die US-Wissenschaftlerin Lauren Rivera zieht das Fazit, dass Personaler (unbewusst) Bewerber bevorzugen, die ihnen im Denken und Lebenswandel möglichst gleich sind. Sie reproduzieren sich damit selbst und ersticken Vielfalt schon im Keim. (Quelle: Berliner Zeitung, Sonderbeilage „Wirtschaft Berlin, Entscheiderinnen“, 14.07.2015, S. 06/07)
Der Antrag auf Förderung von SWOPS wurde im Sommer 2013 mit dem Ziel eingereicht, die Ursachen auszuloten, warum in puncto Chancenfairness in Unternehmen ein nach wie vor eklatanter Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit besteht. Wir gingen von der Annahme aus, dass strukturelle Gründe und das Rollenverständnis der Inhaber bzw. Führungskräfte eine maßgebliche Rolle spielen: Ob Geschäftsführer oder Personalmanager – solange diese sich (unbewusst) von tradierten Rollenbildern leiten lassen, haben männliche Führungskräfte im Unternehmen gute Chancen der Bevorzugung – sei es bei der Einstellung, bei Beförderungen, Gehaltsanpassungen, Gratifikationen oder Weiterbildungsangeboten. Gleichzeitig gibt es auch bei berufstätigen Frauen verschiedene Ausprägungen tradierten Denkens und Handelns. SWOPS zielt ab auf die Konzeption eines HR-Tools, welches insbesondere den Ursachen für Ungleichbehandlung in der Arbeitswelt auf den Grund gehen will und Kriterien für die Messbarkeit der Auswirkungen entwickelt.
SWOPS in den Partnerländern: In Österreich befindet sich die ARGE.at aktuell in Vorbereitungen zur Durchführung der Ist-Analyse, mit der die politischen, juristischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in den vor Ort teilnehmenden kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) untersucht und auf deren Basis im nächsten Schritt unternehmensinterne Beratungen vorgenommen werden. Mit der Durchführung der Länderanalyse werden die österreichischen Partner gleich im Anschluss an die formale Genehmigung durch die EU-Kommission starten.
In Frankreich gibt es seit dem 1. Januar 2012 gesetzlich geregelte Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften zu Gleichstellung und Nichtdiskriminierung für Unternehmen mit über 50 Beschäftigten. Diese Vereinbarungen können unter Umständen auch durch Aktionspläne ersetzt werden, was jüngst alle Unternehmen getan haben, an die sich unsere französischen Partner bei der KMU-Akquise gewandt hatten. Wie wirksam die ergriffenen Maßnahmen tatsächlich sind, ist den Unternehmen jedoch weniger bekannt, weshalb es Vereinbarungen, Aktionspläne und auch Berichte entsprechender Kommissionen, die es in den französischen Unternehmen gibt, nun auszuwerten und die wichtigen Erkenntnisse für die Entwicklung des Beratungsmodells zu verwenden gilt. Diese Erkenntnisse fließen also in SWOPS mit ein. Weiterhin soll in einer zweiten Gesprächsrunde ermittelt werden, welche Veränderungen seit der gesetzlichen Neuregelung in den Unternehmen tatsächlich stattgefunden haben, in welchen Bereichen und mit welchen Auswirkungen für die Beschäftigten. In Feedback-Workshops werden die Ergebnisse mit den Unternehmensinhaber/inne/n diskutiert und verifiziert und diese für potenziellen Handlungsbedarf in ihrem Unternehmen sensibilisiert.
Anders als in Frankreich verhält es sich in Schweden, wo sich die meisten der 130 KMU im Unternehmens-Cluster Tillväxt Motala zur Teilnahme an SWOPS bewerben wollten. Mit dem Ziel, möglichst viele KMU zu beteiligen, um aufgrund möglichst vieler Einblicke in unterschiedliche Unternehmensstrukturen SWOPS mit Erkenntnissen anzureichern, sahen sich die schwedischen Partner aufgerufen, einen breit angelegten Auswahlprozess anzubieten, den sie nun gemeinsam in Kooperation mit der Universität Linköping umsetzen. Die Führungskräfte der KMU wurden zu offenen Interviews eingeladen – in zwei Fällen handelte es sich um die jeweiligen HR-Verantwortlichen. In diesen Interviews haben unsere schwedischen Partner SWOPS präsentiert, Basisinformationen zum Unternehmen zusammengetragen und eine Bestandsaufnahme der Gleichstellungsmaßnahmen im Unternehmen erstellt. Auf dieser Basis konnte dann gemeinsam mit den KMU diskutiert werden, welche Maßnahmen für das Unternehmen sinnvoll sein können. Explizit wurde auch das Thema Strukturwandel und dessen Auswirkungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber diskutiert.
Zum Schluss noch ein Blick nach innen: Die neue Team-Konstellation hat sich bewährt. Alle bislang erzielten Zwischenergebnisse sind fristgerecht in den Mid Term Report mit eingeflossen, der der EU-Kommission zur Projekt-Halbzeit vorliegen muss und in dem alle Beteiligten mögliche Herausforderungen und Projektfortschritte aus ihren jeweiligen Arbeitsbereichen zusammenbringen. Die Einreichung erfolgte auf den Tag genau am 14. Juli 2015, so dass der Mittel-Abruf der zweiten Tranche pünktlich erfolgen kann.
Nach der Sommerpause, gegen Ende August geht es weiter mit der inhaltlichen Planung und Ausarbeitung des Beraterworkshops, der in der Zeit von 21. bis 23. Oktober 2015 in Schweden stattfinden wird.